In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene ukrainische Künstler*innen in ihrer Arbeit mit tragischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Sie beschäftigten sich unter anderem mit dem Holocaust, dem „Holodomor“ (der menschengemachten Hungersnot in der Ukraine von 1932 bis 1933), dem Zweiten Weltkrieg und anderen historischen Themen. Diese Hinwendung zur Vergangenheit erlebte nach der Maidan-Revolution 2014 einen Aufschwung, als die ukrainische Bevölkerung sich auf der Suche nach Antworten auf wichtige existenzielle und wertebezogene Fragen mit ihrer Vergangenheit beschäftigte. Moderne Kunst spielt in diesen Prozessen eine wichtige Rolle.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete das forumZFD zusammen mit der Kultur-Plattform „Vergangenheit/Zukunft/Kunst“ eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Between the Past and the Past: What Does the Notion of the Historiographic Turn in Art Describe?“ (Zwischen Vergangenheit und Vergangenheit: Was bedeutet die Idee eines historiographischen Wandels in der Kunst?). Die Veranstaltung knüpfte an den vom holländischen Kurator D. Roelstraete eingeführten Begriff des „historiographischen Wandels“ an, welcher die Hinwendung zu geschichtlichen Themen beschreibt, und befasste sich mit der Relevanz dieses Ansatzes für die Ukraine.
Als Kulisse für die Veranstaltung diente die Ausstellung „Stone Hits Stone“ (Stein trifft Stein) von N. Kadan im Pinchuk Art Centre in Kiew. Hier versammelten sich führende ukrainische Künster*innen und Kulturkritiker*innen, um die Rolle von zeitgenössischer Kunst bei der Bewältigung traumatischer Ereignisse zu reflektieren, die Erinnerung an bestimmte Tragödien wiederzubeleben und dominante Narrative zu hinterfragen.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „Vergangenheit/Zukunft/Kunst“ statt, das das forumZFD in der Ukraine zusammen mit einem kuratorischen Team durchführt, welches von der Geschichtsprofessorin Oksana Dovgopolova und der Kultur- und Bildungsexpertin Kateryna Semenyuk geleitet wird. Das Projekt nutzt Kunst, um nicht-konfrontative Diskussionen über historische Themen und Ereignisse anzuregen, die oft Auslöser von Konflikten sind. Ziel des Projekts ist es, einen offenen Raum für öffentliche Diskussionen und Gespräche zu schaffen, in dem die Erinnerung zum Schlüssel für ein Gefühl der persönlichen Verantwortung für die Zukunft wird.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.