Die Gewalt im Nahen Osten hat im letzten Jahr mit den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 und dem anhaltenden Krieg in Gaza, Libanon und Israel dramatisch zugenommen. Insbesondere die Zivilbevölkerung leidet. Auch die Arbeit unserer Partnerorganisationen war im letzten Jahr extrem schwierig. Im Rahmen einer Online-Veranstaltungsreihe haben wir Ende Oktober bis Anfang Dezember 2024 mit vier unserer Partnerorganisationen aus Palästina und Israel darüber diskutiert, wie Friedensarbeit in Zeiten wie diesen aussehen kann. Außerdem haben wir mit Aktivist*innen aus dem Libanon gesprochen, die über ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen berichteten, wie sich der Krieg im Libanon auf das Leben der Menschen auswirkt.
„Standing Together“ – größte Graswurzelbewegung in Israel
Unter dem Titel „Standing Together für Gerechtigkeit und Frieden“ berichteten Amal Ghawi und Itamar Avneri, Mitglieder der Bewegung „Standing Together“, über ihre Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen als Mitglieder einer zivilgesellschaftlichen Bewegung. Standing Together ist eine progressive Graswurzelbewegung, die jüdische und palästinensische Bürger*innen Israels gegen die Besatzung und für Frieden, Gleichberechtigung, soziale und klimatische Gerechtigkeit mobilisiert. Mit mehr als 5.000 Mitgliedern ist sie die größte Bewegung ihrer Art in Israel. Die bewegenden Erzählungen der beiden Aktivist*innen haben nicht nur ein tieferes Verständnis für die aktuelle Situation vermittelt, sondern vor allem Hoffnung gegeben und gezeigt, was mit Initiativen wie diesen erreicht werden kann. So haben sie zum Beispiel eine gemeinsame jüdisch-palästinensische humanitäre Wache zum Schutz von Hilfslieferungen für Gaza organisiert.
„Dooz“ – unabhängiger Journalismus im Westjordanland
Bei der nächsten Veranstaltung mit Jalaa Abuarab, Chefredakteurin der Medienplattform „Dooz“, ging es um die Macht der unabhängigen Medien im Westjordanland. Die Nachrichtenplattform mit Sitz in Nablus hat es sich zur Aufgabe gemacht, lokalen Journalismus und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Der Schwerpunkt der Plattform liegt auf kommunalen Themen, Friedensjournalismus und konfliktsensibler Berichterstattung. Im Gespräch zeigte Jalaa Abuarab Hindernisse auf, mit denen sie und ihre Kolleg*innen im Westjordanland zu kämpfen haben, wie etwa geschlossene oder immer wieder neu auftauchende Checkpoints, die es den Mitarbeitenden schwer machen, ihre Arbeit zu erreichen. Sie betonte aber auch, wie wichtig eine unvoreingenommene Berichterstattung in Zeiten politischer Umbrüche ist. So hat die Medienplattform bereits Menschenrechtsverletzungen aufgedeckt und stärkt regelmäßig lokale Stimmen.
„Teachers‘ Lounge“ – Lehrkräfte in Palästina und Israel
Die Veranstaltung mit Teilnehmenden des Programms "Teachers' Lounge" thematisierte die Herausforderungen für Lehrkräfte im Umgang mit Palästina und Israel. In einem Gespräch mit Prof. Michal Muszkat Barkan, Gründerin des Programms „Teachers' Lounge“, und zwei teilnehmenden Lehrer*innen wurden Perspektiven und Ansätze diskutiert, wie Lehrer*innen mit dem Konflikt und traumatischen Ereignissen im Schulkontext umgehen können. Das Programm bietet Bildungsfachkräften Raum für Reflexion und Austausch, gibt Unterstützung im Umgang mit sensiblen Themen, um den Aufbau von Empathie und Verständnis zu fördern. Bis zum Jahr 2024 haben mehr als 500 Lehrer*innen aus hunderten von Schulen an den verschiedenen Teachers' Lounge-Programmen teilgenommen.
Frieden spenden
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„Feelbeit“ – ein besonderer Kulturort in Jerusalem
Die Veranstaltung „Die Rolle von Kunst und Kultur in Zeiten des Krieges“ befasste sich mit der Frage, wie Kunst und Kultur in Krisenzeiten Hoffnung und Heilung fördern können. Emmanuel Witzthum und Zuhdi Najeeb, Vertreter des israelisch-palästinensischen Kulturhauses Feelbeit, beschrieben die Herausforderungen und Veränderungen, die das Projekt seit dem 7. Oktober 2023 erlebt hat. Trotz anfänglicher Zweifel an der Relevanz kultureller Arbeit in dieser schwierigen Zeit entwickelte sich das Haus zu einem wichtigen Ort des Austauschs und der Heilung. Die Diskussionsrunde zeigte eindrucksvoll, wie Kunst eine transformative Kraft entfalten kann, indem sie Menschen über Konfliktgrenzen hinweg zusammenbringt und Räume für Dialog schafft. Gleichzeitig wurden die Herausforderungen durch die zunehmenden Spannungen und gesellschaftspolitischen Veränderungen in der Region thematisiert. Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig Sensibilität und Authentizität in der Arbeit von Kulturinstitutionen gerade in Zeiten von Gewalt und Unsicherheit sind.
Jenseits der Schlagzeilen – zur Situation im Libanon
Die Veranstaltung „Krieg im Libanon: Jenseits der Schlagzeilen“ bot ein Gespräch mit den libanesischen Aktivisten Iyad Mouawad und Mazen Abou Hamdan. Die Redner teilten Einblicke in die Arbeit der libanesischen Zivilgesellschaft unter den Bedingungen anhaltender Krisen und Gewalt. Sie diskutierten, wie persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Herausforderungen ihren Einsatz für Frieden und sozialen Wandel beeinflussen. Im Rahmen der Diskussion wurde auf die Folgen des Konflikts und die Rolle der internationalen Gemeinschaft eingegangen, während die Redner Hoffnung und konkrete Handlungsansätze zur Bewältigung der schwierigen Lage im Libanon betonten.
Libanon: Aktivismus für Frieden und sozialen Wandel
Die Veranstaltung „Libanon: Wie geht es Aktivist*innen für Frieden und sozialen Wandel in Zeiten des Krieges?“ am 3. Dezember 2024 bildete den Abschluss der Reihe. In diesem Online-Gespräch teilten Farah Wardani und Tony Elmir, zwei engagierte Aktivist*innen der libanesischen Zivilgesellschaft, ihre Perspektiven. Sie beleuchteten die Herausforderungen, mit denen Aktivist*innen im Libanon angesichts der tiefgreifenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krise konfrontiert sind. Besonders im Fokus standen die Auswirkungen des anhaltenden Krieges auf die Gesellschaft sowie die kreativen Ansätze, die von Aktivist*innen entwickelt werden, um den sozialen Wandel zu fördern und friedliche Alternativen zu schaffen. Das Gespräch ermöglichte Einblicke in die Arbeit für Frieden und die Förderung von gesellschaftlichem Zusammenhalt unter schwierigsten Bedingungen.
Die Resonanz auf die Online-Veranstaltungsreihe war groß: Rund 600 Personen nahmen an den sechs Terminen teil, und es wurden 1.425 Euro an Spenden gesammelt. Diese Mittel fließen direkt in die Arbeit der Partnerorganisationen sowie die Friedensprojekte des forumZFD in der Region. Mit dem Ziel, „Hoffnung in Zeiten des Krieges“ zu schaffen, konnte die Reihe wichtige Diskussionen anstoßen und die Unterstützung für Friedensarbeit weiter stärken.