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Ukraine: Ein dunkles Jahr

Friedensarbeit in Zeiten des Krieges

Die Berichte aus der Ukraine sind bedrückend. Auch ein Jahr nach Beginn des russischen Einmarsches ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Trotz allem setzen die Partnerorganisationen des forumZFD ihre Arbeit fort – und geben die Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft nicht auf.
Zerstörte Gebäude in Chernihiv
© Oleksandr Ratushniak / UNDP Ukraine (CC BY-ND 2.0)

Oksana Dovgopolova sitzt im Dunkeln. Nur das bläuliche Licht ihres Laptops sorgt für ein wenig Helligkeit. In Odessa gibt es gerade wieder einmal keinen Strom, berichtet die Historikerin und Philosophie-Professorin. Ebenso wie im ganzen Land ist die Energieversorgung auch in der Hafenstadt am Schwarzen Meer ständig unterbrochen, denn Russland setzt seine Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur unbarmherzig fort. Zuletzt habe ich im April 2022 mit der Professorin telefoniert. Damals wie heute sagt sie: „Es gibt im Moment keinen Ort in der Ukraine, der wirklich sicher ist.“ Nur wenige Tage vor unserem Gespräch hat eine russische Rakete ein Wohnhaus in Dnipro getroffen, über 40 Menschen starben, viele weitere werden noch vermisst.

Auch in Odessa gibt es immer wieder Luftalarm und Stromausfälle. Oksana Dovgopolova zeigt eine Taschenlampe, die sie sich auf der Stirn befestigen kann. Diese habe sie nur zu Beginn des Jahres „eine wundervolle Woche lang“ nicht benötigt, als ununterbrochen Elektrizität vorhanden war. Seitdem gibt es wieder häufig Ausfälle, mal für ein paar Stunden, mal für einen Tag. Dennoch gehe das Leben weiter – sogar ein Konzert in Odessa habe sie mit der Stirnlampe schon besucht, erzählt die Professorin. Auch Restaurants, Cafés und Läden hätten geöffnet, ergänzt ihre Kollegin Kateryna Semenyuk, nicht nur in Odessa, sondern in vielen Städten in der Ukraine: „Die Menschen passen sich an diese Bedingungen an. Sie sitzen nicht herum und warten, dass sie sterben.“

Ein Jahr ist es nun her, dass die russische Armee in der Ukraine einmarschiert ist. Millionen Menschen sind vor den Kämpfen ins Ausland oder innerhalb des Landes geflohen. Die Lebensbedingungen sind jetzt im Winter besonders schwierig. Wie viele Menschen bereits ihr Leben verloren haben, kann niemand genau sagen.

Und doch geht die Friedensarbeit weiter – auch im Krieg. „Wir unterstützen die Zivilgesellschaft. Das ist unser Mandat und diese Arbeit haben wir auch 2022 fortgeführt“, sagt Zornitsa Popova-Glodzhani, Landesdirektorin des forumZFD in der Ukraine. „Ich konnte darüber nur staunen: Bereits am dritten Tag nach dem Einmarsch riefen uns unsere Partner an. Sie berichteten uns, was konkret gebraucht wird, und machten Vorschläge für Projekte.“ Auch dank zahlreicher Spenden aus Deutschland konnte das forumZFD seine langjährigen Partnerorganisationen dabei unterstützen, akute Not zu lindern. So verteilten Partner*innen beispielsweise Lebensmittel und Medikamente, bauten Keller zu Schutzräumen um und installierten Wasserpumpen, Generatoren und Solarpaneele. Neben dieser humanitären Hilfe setzt das forumZFD aber auch die eigentliche Friedensarbeit fort. Wichtig sei, die Bedarfe vor Ort genau im Blick zu behalten, betont Popova-Glodzhani: „Mein Appell ist, dass wir den Stimmen aus der Ukraine zuhören. Sie wissen am besten, was jetzt gebraucht wird.”

Eine dieser Stimmen kommt von Olena Melnyk. Die Psychologin und zertifizierte Trainerin in gewaltfreier Kommunikation arbeitet bereits seit vielen Jahren mit dem forumZFD in der Region Odessa. Sie weiß, was viele Menschen in der Ukraine nun dringend benötigen: Empathie und emotionale Unterstützung. „Der Krieg lässt viel Zorn und Hass entstehen. Viele Menschen sind verunsichert und fühlen sich allein mit ihrer Angst und ihrem Verlust. Wenn sie in dieser Situation kleine Inseln der Wärme und Verbundenheit finden, dann gibt ihnen das Hoffnung.“

Mit Empathie durch die Krise

Solche Inseln der Wärme schafft das Projekt „Empathy Ukraine“. Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie tat sich Melnyk mit 25 Kolleg*innen zusammen, die gewaltfreie Kommunikation praktizieren und in der Krise Unterstützung anbieten wollten. Gemeinsam mit dem forumZFD bauten sie ein Netzwerk für psychosoziale Hilfe auf. In Einzel- und Gruppentreffen können Menschen von ihren Sorgen und Nöten berichten. Es handele sich dabei nicht um Therapiestunden, so Melnyk. Ziel sei vielmehr, sichere Räume zu schaffen, in denen die Menschen Empathie erfahren. Das aktive Zuhören und die behutsamen Fragen würden den Teilnehmenden helfen, mit ihren Gefühlen besser zurechtzukommen. Das Projekt koordiniert Melnyk bis heute zusammen mit ihren Kolleg*innen Angela Starovoytova und Artem Sivak.

Das Team von „Empathy Ukraine“ (Olena Melnyk: obere Reihe, 3.v.l.).

Da das Team von „Empathy Ukraine“ zu Beginn des russischen Angriffs bereits ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut hatte, konnten Melnyk und ihre Kolleg*innen sofort auf die neue Krise reagieren. Neben den regelmäßigen Treffen entwickelten sie weitere Formate, wie etwa Trauerkreise für Menschen, die mit Verlust konfrontiert sind. Das Netzwerk arbeitet auch mit Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen zusammen, an die sie Teilnehmende vermitteln, die weitergehende Unterstützung benötigen. Die Treffen finden in der Regel online statt, damit Menschen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ukraine teilnehmen können. Es gab aber auch schon andere Fälle, berichtet Melnyk: „Einmal saß einer unserer Kollegen während eines Raketen-Angriffs mit 250 Menschen in einem Bunker fest. Dort hat er Empathie-Treffen organisiert, um den anderen beizustehen. Auch andere Kolleg*innen haben bereits in Schutzräumen gearbeitet.“

Die Psychologin ist von der Wirksamkeit gewaltfreier Kommunikation fest überzeugt – nicht nur, um im Krieg einen menschlichen Umgang miteinander zu bewahren, sondern auch, um als Gesellschaft handlungsfähig zu bleiben. Gewaltfreie Kommunikation ermögliche es beispielsweise auf kommunaler Ebene, in Nachbarschaften Lösungen für gemeinsame Probleme zu finden. Insgesamt sei der Bedarf für psychosoziale Unterstützung in der Ukraine enorm, sagt Melnyk. Gerade für Kinder brauche es mehr Angebote. Eine weitere Herausforderung sieht sie in der Arbeit mit Veteran*innen, die nach dem Krieg wieder in die Gesellschaft integriert werden müssten. Auf sie und ihre Kolleg*innen wartet also viel Arbeit.

Diese enorme Arbeitsbelastung für Menschen in helfenden Berufen beobachtet forumZFD-Landesdirektorin Zornitsa Popova-Glodzhani mit Sorge: „Zuerst kam Corona, dann der Krieg. Viele Helfende in der Ukraine stehen kurz vor dem Burn-Out. Sie haben eigene Sorgen – Angst um ihre Familien, Geldprobleme, Stress. Sie wollen helfen, aber sie stehen unter einer enormen Belastung.“ Ein Fokus der forumZFD-Projekte in 2023 sei es daher, diese Menschen so zu unterstützen, dass sie ihre Arbeit fortsetzen können.

Vom Kosovo lernen

Ein weiterer Schwerpunkt des forumZFD ist der Aufbau einer inklusiven Erinnerungskultur. Beispiele aus anderen Post-Konflikt-Staaten zeigen, dass Krieg Gesellschaften oft jahrzehntelang zeichnet – selbst wenn die Kampfhandlungen längst beendet sind. Das weiß auch Korab Krasniqi, Projektmanager des forumZFD im Kosovo. Vor mehr als 23 Jahren endete dort der Krieg, doch dieser präge Gesellschaft und Politik bis heute, so Krasniqi. Die Ereignisse in der Ukraine hätten bei vielen Menschen im Kosovo alte Wunden aufgerissen: „Die Fernsehbilder erinnern uns an das, was wir selbst als Kinder oder Jugendliche erlebt haben. Die alten, antagonistischen Denkmuster werden neu entfacht.“ Das Beispiel Kosovo zeigt, wie zerbrechlich Friedensprozesse sind. Und dass Friedensorganisationen einen langen Atem brauchen.

Im Kosovo hat das forumZFD-Team über viele Jahre Expertise in der Arbeit mit Zeitzeug*innen aufgebaut. Deshalb tauscht sich Krasniqi seit einiger Zeit mit den Kolleg*innen in der Ukraine darüber aus, wie die Erfahrungen von Menschen während des Krieges dokumentiert werden können. Wichtig sei dabei vor allem, eine breite Vielfalt abzubilden. In den Projekten im Kosovo kommen Menschen aller Bevölkerungsgruppen zu Wort, einschließlich gesellschaftlicher Minderheiten. Auch Faktoren wie Geschlecht, Alter und die persönliche Lebenssituation spielen bei der Auswahl der Geschichten eine Rolle. „So stellen wir sicher, dass vielfältige Stimmen ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden“, sagt Krasniqi.

 

Wie wird sich der aktuelle Krieg im kollektiven Gedächtnis der Ukraine einprägen? Diese Frage stellen sich auch die Professorin Oksana Dovgopolova und ihre Kollegin, die Kuratorin und Kunstexpertin Kateryna Semenyuk. Davon berichten sie mir in der Videoschaltung nach Odessa. Die beiden sind langjährige Partner*innen des forumZFD in dem Projekt „Vergangenheit / Zukunft / Kunst“, einer Plattform, die Bildungs- und Forschungsprojekte zur Erinnerungskultur umsetzt. Diese Arbeit führen sie auch jetzt fort, mitten im Krieg.

Beispielsweise führten sie Interviews mit Menschen in Odessa – sowohl mit Einheimischen als auch mit Geflüchteten aus anderen Landesteilen. Auch in Cherson dokumentierte das Team die Erfahrungen von Künstler*innen, die während der russischen Besatzung kreative Formen des Protests entwickelten. Die Arbeit mit Zeitzeug*innen ermögliche es, ein umfassendes Bild davon zu bekommen, wie Menschen in der Ukraine den Krieg erleben, sagt Dovgopolova. Dies trage dazu bei, dass die Gesellschaft das Geschehene verarbeiten könne.

Darüber hinaus beschäftigen sie sich mit der Frage, wie zukünftige Gedenkorte gestaltet werden können – zum Beispiel Butscha, Irpin und Hostomel. Diese Vororte von Kiew waren zeitweise von russischen Truppen besetzt, die Bilder der Gräueltaten an der Zivilbevölkerung gingen um die Welt. Auf Einladung des ukrainischen Kulturministeriums und der staatlichen Tourismusbehörde nahmen Dovgopolova und Semenyuk an Beratungen teil, wie eine Erinnerungskultur aussehen könnte. In der Bevölkerung gebe es ein starkes Bedürfnis, jetzt schnell Denkmäler zu errichten, erklären die beiden. Dies sei eine natürliche Reaktion auf die erlebten Traumata. Es sei jedoch wichtig, sorgfältig über die Botschaften und die genaue Form solcher Gedenkorte nachzudenken. „Es gibt nicht das eine, richtige Modell für jede Tragödie, jede Stadt, jedes Dorf“, stellt Semenyuk klar. „Wir sind auch nicht gegen Denkmäler. Aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt, schnell Ideen umzusetzen. Jetzt ist der Zeitpunkt darüber nachzudenken – damit wir nach dem Krieg etwas haben, woran wir anknüpfen können.“

Oksana Dovgoplova und Kateryna Semenyuk sind langjährige Partner des forumZFD in der Ukraine.

An der Arbeit zur Erinnerungskultur wird deutlich, wie unterschiedlich die Menschen in der Ukraine diesen Krieg erleben. Manche haben das Land verlassen, andere sind Geflüchtete im eigenen Land, manche leben in besetzten Gebieten, wieder andere kämpfen. All diese Erfahrungen zusammenzubringen, wird eine Herausforderung für die Friedensarbeit nach dem Krieg sein. Zwar betonen viele ukrainische Partnerorganisationen, dass das Land derzeit geeint sei und solidarisch zusammenstehe. Doch ist Krieg für jede Gesellschaft eine Zerreißprobe und birgt die Gefahr, neue Konflikte zu schaffen. Auch bestehende gesellschaftliche Kontroversen, die derzeit hinter der unmittelbaren Notwendigkeit zu überleben zurückstehen, könnten zu einem späteren Zeitpunkt wieder in den Vordergrund rücken.

Der Krieg ist eine Zerreißprobe

Jeder Krieg könne dichotome Denkmuster befördern, sagt forumZFD-Landesdirektorin Zornitsa Popova-Glodzhani: „Im Krieg ist alles schwarz oder weiß, gut oder böse. Das ist eine normale und verständliche Reaktion. Aber sobald wir unter die Oberfläche schauen, werden wir vermutlich Dinge finden, die in keine der beiden Kategorien fallen.“ Deshalb sei es wichtig, bereits jetzt inklusive Denkmuster zu fördern, um zu verhindern, dass sich das Schwarz-Weiß-Denken in die Zeit nach dem Krieg übertrage.

Auch die Psychologin Olena Melnyk sieht dieses Risiko: „Während des Krieges ist es manchmal schwierig, andere Perspektiven oder Meinungen zu akzeptieren. Diese können als Verrat wahrgenommen werden.“ Gerade deshalb sei in dieser Situation die Empathie so wichtig, die sie und ihre Kolleg*innen ihren Teilnehmenden geben: „Wir vermitteln ihnen das Gefühl, dass sie gehört und unterstützt werden. Das hilft ihnen, selbst empathisch mit Anderen umzugehen und unterschiedliche Meinungen anzuerkennen.“

Viele russische Muttersprachler*innen in der Ukraine entscheiden sich nun, ins Ukrainische zu wechseln. Unter anderem an der Sprachfrage wird deutlich: Der Krieg hat einen neuen Prozess der Identitätsbildung in der Ukraine ausgelöst. So sei auch das Bedürfnis, Gedenkorte einzurichten, ein Ausdruck des Verlangens, sich von Russland loszulösen, sagt Historikerin Dovgopolova: „Indem sie an den aktuellen Krieg erinnern, möchten die Menschen jegliche nostalgischen Gefühle gegenüber der Sowjet-Union hinter sich lassen.“

Es gehe aber nicht allein um Abgrenzung gegenüber dem Angreifer. Vielmehr entdecke die Ukraine gerade die Vielschichtigkeit ihrer eigenen Geschichte und Kultur, die lange Zeit von den Erfahrungen während der Sowjet-Zeit überlagert worden sei: „Aus russischer Sicht ist die Ukraine ein jüngerer Bruder und kein erwachsenes, eigenständiges Land. Erst wenn wir uns von dieser Sichtweise befreien, sehen wir die vielfältige Geschichte unseres Landes mit allen regionalen und kulturellen Besonderheiten. Zum Beispiel wurde Odessa lange Zeit als eine Stadt betrachtet, die Ende des 18. Jahrhunderts vom russischen Kaiserreich gegründet wurde. Dabei reicht die Geschichte unserer Stadt viel weiter zurück.“

Die Bildungs- und Forschungsarbeit zur Vergangenheit ist aus Dovgopolovas Sicht unerlässlich für die Verständigung innerhalb der ukrainischen Gesellschaft. Denn Russland benutze Geschichte als Waffe: „Russlands Propaganda zeichnet das Bild einer gespaltenen Ukraine und behauptet, dass sich die unterschiedlichen Regionen nicht verstünden, weil sie unterschiedliche Sprachen sprechen. Durch unsere Arbeit tragen wir zum Bild einer gemeinsamen Zukunft für alle Menschen in der Ukraine bei. In Odessa zum Beispiel werden hunderte von Sprachen gesprochen – und alle davon gehören zu unserer Geschichte und Kultur.“

Jetzt den Frieden vorbereiten

Aus Sicht der forumZFD-Landesdirektorin Zornitsa Popova-Glodzhani wird eine wichtige Aufgabe für Friedensorganisationen sein, darauf zu achten, dass der gesellschaftliche Diskurs inklusiv gestaltet wird. „Die Ukraine ist ein großes und vielfältiges Land. Es bleibt abzuwarten, welche Erinnerungen und Erzählungen über den Krieg in den verschiedenen Regionen entstehen. Wir möchten vermeiden, dass Menschen aufgrund ihrer Meinung oder Herkunft ausgeschlossen oder verteufelt werden. Die Methoden der gewaltfreien Konfliktbearbeitung können hierbei helfen.“

Nach dem Krieg wird freiwilliges Engagement mehr denn je benötigt“, sagt Zornitsa Popova-Glodzhani, Landesdirektorin des forumZFD in der Ukraine.

Nachhaltigen Frieden und Wohlstand könne es nur mit der Beteiligung einer lebendigen Zivilgesellschaft geben, davon sei sie überzeugt. Sie habe großes Vertrauen in die Menschen in der Ukraine: „In über 16 Jahren Friedensarbeit habe ich noch nie eine so aktive und gut organisierte Zivilgesellschaft erlebt. Die Menschen begegnen jeder Herausforderung, vor die der Krieg sie stellt, und das alles mit einer enormen Solidarität. Das ist etwas, was wir unterstützen und wovon wir lernen sollten. Nach dem Krieg wird die Ukraine ein Land im Wiederaufbau sein – und dann wird Solidarität, freiwilliges Engagement der Bürger*innen und ihre aktive Beteiligung mehr denn je benötigt.“

Mitten in meiner Video-Schalte nach Odessa ertönt plötzlich ein hohes Piepen. Es ist zurzeit vielleicht eines der schönsten Geräusche der Welt: Das Zeichen, dass der Strom wieder anspringt. Oksana Dovgopolova strahlt und springt auf. „Jetzt beginnt die Party“, witzelt ihre Kollegin Kateryna Semenyuk. Mit dem Laptop in der Hand läuft Dovgopolova durchs Haus, schaltet das Licht ein und steckt alle Ladekabel in die Steckdosen. Dabei erzählt sie weiter. Vor einigen Jahren habe sie die deutsche Hauptstadt besucht und sich dort die Gedenkstätte der Berliner Mauer angeschaut. Auf einer Gedenktafel am ehemaligen Grenzstreifen habe sie gelesen, wann der letzte Mensch bei einem Fluchtversuch aus der DDR erschossen wurde: am 5. Februar 1989. Das habe sie sehr traurig gemacht, schließlich hätte der junge Mann nur noch wenige Monate warten müssen, bis die Mauer fiel. Aber das konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, ebenso wie heute niemand weiß, wann der Krieg in der Ukraine endlich endet. „Wir wissen nicht, was morgen passieren wird. Niemand weiß das“, sagt Dovgopolova. „Aber wir geben die Hoffnung nicht auf.“

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