Für ein Europa des Friedens

Europäisches Engagement in Bosnien und Herzegowina

Erschreckend viele Bürger*innen der Europäischen Union haben vor zwei Wochen rechtskonservativen und rechtsextremen Parteien ihre Stimme gegeben. Und damit diejenigen gestärkt, die lieber ein abgeschottetes als ein friedensfähiges und solidarisches Europa wollen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die EU aus ihrem Engagement für zivile Friedensförderung und Entwicklung noch weiter zurückzieht. Dabei ist diese Arbeit so wichtig und wertvoll, was sich beispielhaft in Bosnien und Herzegowina zeigt.
EU-Flagge bei einer Demo im Sonnenuntergang
© adobestock.com

Seit 30 Jahren wartet hier der Familienvater Fikret Bacic darauf, dass er in seiner Heimatstadt Prijedor ein Denkmal errichten darf. Ein Denkmal, das seinem Sohn, seiner Tochter sowie 100 weiteren Kindern gedenkt. Sie alle starben im Bosnienkrieg in der Region Prijedor zusammen mit mehr als 3.000 weiteren Menschen. Doch die lokalen Behörden in der serbisch dominierten Republika Srpska, in der Prijedor liegt, erlauben kein sichtbares Zeichen der Erinnerung an die Massaker an der nicht-serbischen Bevölkerung. Und verhindern damit, dass die Wunden der Hinterbliebenen heilen können. Im Gegenteil: Verbrechen wie das in Prijedor werden öffentlich verherrlicht oder verleugnet, auch von führenden Politiker*innen.

Fikret Bacic (2.v.l.) und weitere Aktivist*innen erinnern bei einer Gedenkzeremonie am 31. Mai 2024 der Menschen, die im Bosnienkrieg in Prijedor getötet wurden. Gerne hätten sie einen Gedenkort, der dauerhaft an die Menschen erinnert, die während des Bosnienkrieges getötet wurden.

Virtuelle Gedenkorte sollen an Opfer erinnern

Zumindest im virtuellen Raum sollen nun Gedenkorte entstehen. Das hat sich das Investigativ-Netzwerk BIRN (kurz für: Balkan Investigative Reporting Network) vorgenommen, mit Unterstützung des forumZFD – und mit Fördergeldern der Europäischen Union. Dort, wo Verbrechen stattfanden, sollen Besucher*innen mit Hilfe einer App auf ihrem Mobiltelefon ein virtuelles Mahnmal in 3D-Optik sehen.

Geplant ist, 50 dieser Gedenkorte im ganzen Land einzurichten – an Standorten, die Schauplatz von Kriegsverbrechen wurden. An jedem virtuellen Mahnmal sollen Geschichten von Kriegsopfern und ihren Familienangehörigen in Form von Videobeiträgen gezeigt werden. Zudem wird es über die App an jedem Standort eine Beschreibung zur ausgewählten Stätte geben mit akribisch dokumentierten Fakten zum Nachlesen. So soll auch der weit verbreiteten Desinformation entgegengewirkt werden. Und Familienvater Fikret Bacic sowie viele weitere Familien werden endlich einen Ort haben, der ihnen Hoffnung auf Heilung und Aussöhnung gibt.

Auf dem Westbalkan arbeiten wir u.a. mit Historiker*innen und Jurist*innen zusammen. Es ist auch unserer gemeinsamen Arbeit zu verdanken, dass die Leugnung des Genozids in Srebrenica mittlerweile strafbar ist!

EU-Fördermitteln droht Kürzung

Wir im forumZFD unterstützen die Errichtung dieser virtuellen Gedenkorte. Dazu haben wir Fördergelder der EU zugesagt bekommen. Doch für wichtige Projekte wie dieses droht zukünftig immer weniger Geld da zu sein. Eine zentrale Rolle spielt dabei das politisch weiter nach rechts gerückte Europäische Parlament. Dessen Abgeordnete entscheiden mit darüber, wofür europäische Gelder ausgegeben werden.

Viele Friedensinitiativen könnten dann nur noch eingeschränkt arbeiten. Mit fatalen Folgen für die gesellschaftliche Aussöhnung – nicht nur in Bosnien, sondern überall dort, wo die EU zivilgesellschaftliches Engagement für den Frieden bisher unterstützt hat.

Für uns im forumZFD bedeutet dies: Wir müssen die Politik noch stärker in die Pflicht nehmen. Gemeinsam mit unseren Unterstützer*innen werden wir uns weiterhin für den Frieden einsetzen!

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