Seit 30 Jahren wartet hier der Familienvater Fikret Bacic darauf, dass er in seiner Heimatstadt Prijedor ein Denkmal errichten darf. Ein Denkmal, das seinem Sohn, seiner Tochter sowie 100 weiteren Kindern gedenkt. Sie alle starben im Bosnienkrieg in der Region Prijedor zusammen mit mehr als 3.000 weiteren Menschen. Doch die lokalen Behörden in der serbisch dominierten Republika Srpska, in der Prijedor liegt, erlauben kein sichtbares Zeichen der Erinnerung an die Massaker an der nicht-serbischen Bevölkerung. Und verhindern damit, dass die Wunden der Hinterbliebenen heilen können. Im Gegenteil: Verbrechen wie das in Prijedor werden öffentlich verherrlicht oder verleugnet, auch von führenden Politiker*innen.
Virtuelle Gedenkorte sollen an Opfer erinnern
Zumindest im virtuellen Raum sollen nun Gedenkorte entstehen. Das hat sich das Investigativ-Netzwerk BIRN (kurz für: Balkan Investigative Reporting Network) vorgenommen, mit Unterstützung des forumZFD – und mit Fördergeldern der Europäischen Union. Dort, wo Verbrechen stattfanden, sollen Besucher*innen mit Hilfe einer App auf ihrem Mobiltelefon ein virtuelles Mahnmal in 3D-Optik sehen.
Geplant ist, 50 dieser Gedenkorte im ganzen Land einzurichten – an Standorten, die Schauplatz von Kriegsverbrechen wurden. An jedem virtuellen Mahnmal sollen Geschichten von Kriegsopfern und ihren Familienangehörigen in Form von Videobeiträgen gezeigt werden. Zudem wird es über die App an jedem Standort eine Beschreibung zur ausgewählten Stätte geben mit akribisch dokumentierten Fakten zum Nachlesen. So soll auch der weit verbreiteten Desinformation entgegengewirkt werden. Und Familienvater Fikret Bacic sowie viele weitere Familien werden endlich einen Ort haben, der ihnen Hoffnung auf Heilung und Aussöhnung gibt.
EU-Fördermitteln droht Kürzung
Wir im forumZFD unterstützen die Errichtung dieser virtuellen Gedenkorte. Dazu haben wir Fördergelder der EU zugesagt bekommen. Doch für wichtige Projekte wie dieses droht zukünftig immer weniger Geld da zu sein. Eine zentrale Rolle spielt dabei das politisch weiter nach rechts gerückte Europäische Parlament. Dessen Abgeordnete entscheiden mit darüber, wofür europäische Gelder ausgegeben werden.
Viele Friedensinitiativen könnten dann nur noch eingeschränkt arbeiten. Mit fatalen Folgen für die gesellschaftliche Aussöhnung – nicht nur in Bosnien, sondern überall dort, wo die EU zivilgesellschaftliches Engagement für den Frieden bisher unterstützt hat.
Für uns im forumZFD bedeutet dies: Wir müssen die Politik noch stärker in die Pflicht nehmen. Gemeinsam mit unseren Unterstützer*innen werden wir uns weiterhin für den Frieden einsetzen!
Frieden spenden
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!