Von Soldaten und Kämpfern zu Friedensaktivisten
Mohammed Aweida und Elyahu Avidor berichteten eindrucksvoll von ihrem persönlichen Weg von Kämpfern im Konflikt, zu Kämpfern für den Frieden. Mohammed Aweida ist Sozialarbeiter und der palästinensische Koordinator der Combatants for Peace. Er wurde 1971 in Ost-Jerusalem/Silwan in Palästina geboren. Während der zwei Intifadas war er im palästinensischen Widerstand aktiv. Zur Zeit der ersten Intifada war er erst 15 Jahre alt. Die meisten Männer und Jugendlichen in seinem Dorf wurden damals gefangen genommen, weil sie Steine geworfen oder eine palästinensische Fahne gehisst hatten. So auch Mohammed Aweida und seine vier jüngeren Brüder. Während ihrer Zeit im Gefängnis durfte ihre krebskranke Mutter ihre Söhne nur einmal im Monat besuchen. Trotzdem wartete sie jeden Freitag auf das Rote Kreuz, das sie zum Gefängnis brachte, um so einen ihrer Söhne zu sehen, erinnerte sich Mohammed Aweida.
"Der einzige Weg war gewaltfreier Widerstand."
Nach seiner Entlassung eineinhalb Jahre später suchte er nach einem Weg, weiter zu kämpfen, ohne erneut ins Gefängnis zu kommen. Die einzige Möglichkeit: gewaltfreier Widerstand. Bei seiner Suche nach Gleichgesinnten, auch auf der anderen Seite des Konflikts, traf Mohammed auf die Combatants for Peace und trat ihnen bei. Heute sagte er: „Frieden ist noch weit entfernt. Aber wir kämpfen weiter, weil es das Einzige ist, was wir tun können.“
Elyahu Avidor, Jahrgang 1951, stammt aus dem Kibbuz Givat Brenner in Israel. Seine Familie floh 1935 aus Deutschland nach Palästina. Elyahu Avidor war Offizier einer israelischen Elite-Einheit, der Golani Brigaden, und später bei der Luftwaffe. Dann wurde er verletzt und entlassen. Nach 20 Jahre als Ingenieur in Nordamerika kehrte er um die Jahrtausendwende zurück nach Israel. Elyahu Avidor lernte die Combatants for Peace auf einem ihrer israelisch-palästinensischen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Konflikts kennen. Er war beeindruckt, wie Menschen von beiden Seiten ihr Leid teilten. Seitdem engagiert er sich bei den Combatants for Peace.
Ihre Motivation, trotz Schwierigkeiten, weiterzumachen
Mohammed Aweida und Elyahu Avidor versuchen, Menschen von beiden Seiten des Konflikts zusammenzubringen. „Die Leute sollen Menschen von der anderen Seite kennenlernen, Vertrauen zu ihnen aufbauen“, sagt Elyahu Avidor. Der einzige Ort, wo Israelis und Palästinenser sonst aufeinandertreffen, sind die Check-Points. Dort entsteht kein Dialog.
Beide Männer sind sich einig: Ihre Arbeit wird immer schwieriger. Trotzdem geben sie nicht auf. „Ich mache weiter, weil ich die Hoffnung nicht verlieren will. Ich möchte nicht, dass meine Enkelkinder mich einmal fragen, was ich unternommen habe und die Antwort lautet ‚Nichts’“, erklärt Mohammed Aweida. „Aufgeben ist ein Privileg, das wir nicht haben. Unsere Aufgabe ist es, aktiv zu bleiben“, stimmt Elyahu Avidor zu.
„Combatants for Peace“
Das forumZFD arbeitet schon lange mit den Combatants for Peace zusammen. Die Organisation wurde im Jahr 2006 von ehemaligen Israelischen Soldaten und palästinensischen Widerstandskämpfern wie Mohammed Aweida und Elyahu Avidor gegründet. Heute ist sie die größte, bi-nationale Friedensbewegung in Israel und Palästina. Durch gemeinsamen und gewaltfreien Widerstand wollen die Mitglieder die israelische Besatzung und jegliche Form von Gewalt zwischen den zwei Seiten stoppen. Sie wollen ein Bewusstsein für die Bedürfnisse und das Leid auf beiden Seiten schaffen. „Wir arbeiten auf der menschlichen Ebene. Wir helfen den Leuten zu verstehen, dass auf der anderen Seite auch Menschen sind.“, erklärt Elyahu Avidor.
Veränderungen durch internationale Aufmerksamkeit
In der Gesprächsrunde betonen Mohammed Aweida und Elyahu Avidor, dass internationale Aufmerksamkeit nötig ist, um die israelische Besatzung zu beenden. Dass Protest von außen Wirkung hat, zeigte jüngst die Situation von Khan al-Ahmar: Ein palästinensisches Dorf, gegen dessen Zerstörung und Zwangsumsiedlung seiner Bewohnerinnen und Bewohner sich die CfP in den letzten Monaten mit zivilen Widerstand eingesetzt haben. Dank des großen internationalen Drucks auf die israelische Regierung konnte die Zerstörung des Dorfes zumindest aufgeschoben werden.