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Konfliktberatung in Gelsenkirchen

"Die Menschen im Stadtteil merken: Da tut sich was"

Das forumZFD berät die Stadt Gelsenkirchen bei der Umsetzung eines Pilotprojekts zur Wahrung des sozialen Friedens in konfliktbelasteten Stadtteilen. Durch einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern im Quartier will die Stadt das Zusammenleben in Vielfalt stärken.
Eine Straßenszene im Zentrum von Gelsenkirchen
© Helder da Rocha

Rotthausen und Horst sind zwei Stadtteile im Süden von Gelsenkirchen. Früher wohnten hier Industriearbeiter*innen mit ihren Familien. Mit dem Strukturwandel sind diese Arbeitsplätze verschwunden – heute ist Wohnraum hier günstig und oft in einem ungepflegten Zustand. Wo einerseits vor diesem Hintergrund Menschen Gelsenkirchen verlassen haben, hat es über die vergangenen Jahrzehnte auch viel Zuwanderung gegeben.

Beim Umgang mit Themen wie Müll, Lautstärke oder der Nutzung von öffentlichen Flächen kommt es in den Stadtteilen immer wieder zu Konflikten. Im Raum steht dabei auch die Frage: Wer bestimmt eigentlich, was falsch ist und was richtig?

Kommunale Konfliktberatung in Gelsenkirchen

Die Stadt Gelsenkirchen ist um Ausgleich und die Wahrung des sozialen Friedens bemüht. „Für mich geht es darum, das Zusammenleben so zu regeln, dass es funktioniert und Menschen Spaß an ihrer Nachbarschaft haben“, erklärt Uwe Gerwin, für den Zusammenleben in Vielfalt als Referatsleiter Zuwanderung und Integration der Stadt Gelsenkirchen ein zentrales Thema ist.

Mit dem Pilotprojekt „Wahrung des sozialen Friedens - Gemeinsam für Horst/Gemeinsam für Rotthausen“ kombiniert die Stadt interdisziplinär aufsuchende Sozialarbeit, mobile Jugendarbeit, Konfliktmanagement und den Erwerb von Problemimmobilien. Seit 2024 wird sie dabei vom forumZFD beraten. „Wir haben gemerkt, wir kommen als Stadt mit unseren Mitteln an unsere Grenzen“, erklärt Gerwin den Schritt.

Die Konfliktberater*innen Frank Jessen und Isabella Bauer vom forumZFD tragen dazu bei, dass das Thema Konfliktbearbeitung in der Stadt an Gewicht gewinnt. „Manchmal ist es ja so, dass der Prophet im eigenen Lande nicht so viel gilt“, so Gerwin. „Da eine Expertise von auswärts reinzuholen – kann ja für mich nur ein Gewinn sein.“

Ziel der Verwaltung ist es, den sozialen Frieden durch Konfliktbearbeitung vor Ort zu stärken - im Zusammenspiel verschiedener Akteure im Quartier, wie kommunaler Ordnungsdienst, Polizei, sozialer Arbeit und Schulen. Mit ihrer Erfahrung bieten die Konfliktberater*innen auch eine externe Perspektive auf die Umsetzung des Pilotprojekts. „In der Stadtverwaltung Gelsenkirchen findet (nicht nur) im Rahmen des Projekts ‚Wahrung des sozialen Friedens‘ eine gute und produktive ämterübergreifende Zusammenarbeit statt“, meint Berater Frank Jessen.

Konfliktbearbeitung als Demokratieförderung

Das Beratungsteam macht sich aktuell in Gesprächen mit verschiedenen Akteuren der Stadtgesellschaft ein umfassendes Bild der Konfliktsituation. Die so entstehende System- und Konfliktanalyse wird den Verantwortlichen auf Seiten der Stadt im Anschluss präsentiert – diese haben dann die Aufgabe auf der Grundlage konkrete Handlungsoptionen für die betroffenen Stadtteile zu entwickeln. „Die Berater*innen analysieren den Stadtteil und begleiten uns. Aber die Arbeit müssen wir selbst machen“, so Gerwin. „Die Beratung endet ja irgendwann. Letztendlich müssen das die Leute umsetzen, die hierbleiben.“

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Ziel ist unter anderem, dass die Stadt in Rotthausen und Horst als Ansprechpartner sichtbar wird. Die Bewohner*innen sollen eine klare Anlaufstelle haben, an die sie sich mit ihren Themen wenden können. Für den Referatsleiter geht es bei dem Beratungsprozess mit dem forumZFD auch darum, den Menschen in Gelsenkirchen ein Signal zu senden: Die Verwaltung erkennt die Herausforderungen und wird aktiv. Dieses Signal komme auch an. „Die Menschen im Stadtteil merken: Da tut sich was“, sagt Gerwin. 

Durch einen konstruktiven Umgang mit Konflikten im Zusammenleben will die Stadt Gelsenkirchen auch populistischen Stimmen den Nährboden entziehen. „Konfliktbearbeitung ist für mich auch ein Beitrag zur Demokratieförderung“, sagt Gerwin. „Ich möchte den Menschen wieder Mut machen. Sie sollen sehen: Es hat einen Effekt, wenn ich mich einbringe.“ Der Beratungsprozess in Gelsenkirchen ist somit auch ein Beispiel dafür, wie Kommunale Konfliktberatung dazu beitragen kann, das Vertrauen in die demokratischen Institutionen auf lokaler Ebene zu stärken.

Unsere Aktivitäten werden im Rahmen des Projekts "Kommunen im Fokus: Konflikte nutzen - Integration gestalten" umgesetzt. Informationen zur Finanzierung des Projekts finden Sie unter "Förderer".

© AMIF, EU, Niedersächsisches Ministerium
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