Die Fachtagung fand in diesem Jahr in Gelsenkirchen statt, wo das forumZFD aktuell im Rahmen Kommunaler Konfliktberatung mit der Stadt kooperiert. Spannende Einblicke in diesen Prozess sowie in die zugrundeliegenden Herausforderungen lieferte dazu der Vortrag von Uwe Gerwin. Der Referatsleiter Migration und Integration/Kommunales Integrationszentrum der Stadt Gelsenkirchen ging ausführlich auf die komplexen Probleme der Ruhrgebietsstadt im Strukturwandel ein und machte deutlich, wie diese mithilfe systematischer Konfliktbearbeitung angegangen werden.
Inhaltlich stand die Tagung in Gelsenkirchen merklich im Zeichen wachsender gesellschaftlicher Spannungen in Deutschland. So erlebten wir in verschiedenen Formaten immer wieder fruchtbare Diskussionen rund um Ursachen und Auswirkungen von Radikalisierung. Dabei ging es etwa um die Frage, wie man mit extremen Positionen in partizipativen Verfahren umgehen kann oder welchen Beitrag man auf kommunaler Ebene leisten kann, um Rassismus und Demokratiefeindlichkeit entgegenzuwirken.
Interkommunale Fachtagung: Kommunen im Fokus
Unsere Konfliktberaterinnen Thimna Bunte und Dominique Pannke boten dazu mit ihrem Vortrag zum Thema „Radikalisierung den Nährboden entziehen – eine Perspektive der Kommunalen Konfliktberatung“ einen theoretischen Input. Sie beschrieben darin Radikalisierung als Ausdruck unbearbeiteter Konflikte. Diese führen zu Unzufriedenheit und Verunsicherung, was wiederum von sogenannten „Radikalisierungsunternehmern“ genutzt werden kann, um extreme Positionen zu verbreiten. Wichtig ist es, so Bunte und Pannke, in dieser Situation einen Blick hinter die Positionen zu werfen und zu schauen, welche Bedürfnisse darin stecken, ohne dabei menschenfeindliche Positionen zu legitimieren.
Gemäß dem Tagungstitel „Kommunen im Fokus“ bildeten den methodischen Kern der Tagung sogenannte Erfahrungswerkstätten: Dieses Format gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, eigene Themen aus ihrer Kommune zur Diskussion zu stellen und sich mit Vertreter*innen anderer Kommunen sowie Teilnehmenden aus Forschung, Landesministerien oder Beratung darüber auszutauschen. So wollte etwa ein leitender Verwaltungsmitarbeiter einer süddeutschen Großstadt darüber sprechen, wie es gelingen kann, Veränderungsprozesse so zu gestalten, dass ein großer Teil der städtischen Bevölkerung daran teilhaben kann. In einer weiteren Erfahrungswerkstatt diskutierten die Teilnehmenden am Beispiel einer ehemaligen Beratungskommune des forumZFD, wie Vernetzung innerhalb der Verwaltung gefördert werden kann.
IKFT: Spannender Input aus den Kommunen
Um diesen Austausch zu verstetigen, gab es zum Ende der Tagung eine offene Netzwerkbörse. Hier konnten die Teilnehmenden Anregungen aus den Erfahrungswerkstätten aufgreifen und Diskussionen im direkten Gespräch vertiefen. Dabei entstand der Eindruck, dass vonseiten der kommunalen Vertreter*innen ein hoher Bedarf nach Vernetzung und Austausch über die verschiedenen Städte, Gemeinden und Landkreise hinweg besteht. Es wurde deutlich, dass gesamtgesellschaftliche Entwicklungen vielerorts zu ähnlichen Herausforderungen führen. So nahmen viele Teilnehmende z.B. eine zunehmend aufgeheizte Stimmung in Diskussionen auf kommunaler Ebene wahr.
Die Teilnehmenden der Interkommunalen Fachtagung 2024 profitierten von den unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen von Menschen in ähnlichen oder völlig anderen Positionen mit diesen Herausforderungen. Für uns als Team „Kommune & Konflikt“ des forumZFD war es enorm wertvoll, die zahlreichen Erkenntnisse und Ideen aufzunehmen, die die Teilnehmenden in ihrer täglichen Arbeit sammeln. Dieser Input hilft uns, unsere Arbeit weiter zu verbessern und wirksame Unterstützung bereitzustellen.
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Unsere Aktivitäten werden im Rahmen des Projekts "Kommunen im Fokus: Konflikte nutzen - Integration gestalten" umgesetzt. Informationen zur Finanzierung des Projekts finden Sie unter "Förderer".