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Kommunale Konfliktberatung weltweit?

Konflikttransformation auf kommunaler Ebene: Wie gestalten sich Ansätze in unterschiedlichen Kontexten? Bericht von der internationale Webkonferenz am 10.12.21

„Effektive Friedensarbeit muss immer im eigenen Land beginnen und dort fest verankert sein“ war die feste Überzeugung des kürzlich verstorbenen Mitbegründers der Kommunalen Konfliktberatung, Hagen Berndt. Für eine nachhaltige Umsetzung und Verankerung gewaltfreien Handelns sind es dabei nicht vorgefertigte Lösungen, die benötigt werden, sondern Dialog auf Augenhöhe, gegenseitiges Zuhören, Bereitschaft zum Lernen und Kooperation bei der Suche nach Lösungen.
buntes Graffiti
© forumZFD

In diesem Geist fand die erste internationale Konferenz des Programms Kommunale Konfliktberatung des forumZFD am 10. Dezember 2021 statt. Dazu fanden sich 46 Teilnehmende aus 16 Ländern in Europa, Afrika und Asien im gemeinsamen Anliegen zusammen, gewaltfreie Konfliktbearbeitung auf kommunaler Ebene im eigenen Land zu initiieren oder weiterzuführen.

Zum Auftakt wurde das für deutsche Verhältnisse entwickelte Konzept Kommunale Konfliktberatung anhand von praktischen Beispielen im Bereich der Integration und Teilhabe vorgestellt. Der Fokus der Veranstaltung lag hingegen auf dem gegenseitigen Austausch der Beteiligten in Kleingruppen zu unterschiedlichen Themenblöcken. Einige der wesentlichen Erkenntnisse aus diesen Gruppen waren folgende:

In der von Bernardo Venturi, Agency for Peacebuilding/ Bologna, geleiteten Kleingruppe wurde thematisiert, dass die Initiierung von längerfristigen Projekten zu konstruktiver Konfliktbearbeitung in Städten oftmals an fehlenden Fördermitteln scheitert, da Konfliktbearbeitung nicht zu den (finanziell geförderten) Pflichtaufgaben von Kommunen gehört. Es wurde der Wunsch geäußert, in konkreten Projekten gemeinsam zusammen zu arbeiten und ein Netzwerk von Organisationen auszubauen, um auch auf politischer Ebene für das Thema Kommunale Konfliktbearbeitung lobbyieren zu können.

Die von Bernd Rieche, AGDF, und Dr. Ulrike Gatzemeier, AG ZKBI, geleitete Gruppe beschäftigte sich mit Lobbyarbeit für Konflikttransformation. Dabei wurde es als unerlässlich angesehen, Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen zuerst die Bedeutung der Konflikttransformation zu vermitteln, da die Bewältigung gesellschaftlicher Probleme immer auch den Umgang mit konkreten Interessen und Konflikten beinhaltet. Konflikttransformation sollte daher als ein notwendiges Werkzeug präsentiert werden, das in allen Bereichen der Gesellschaft eingesetzt werden kann und nicht als politische Agenda. Es kann hilfreich sein, erfolgreiche Beispiele vorzuweisen, vorzugsweise durch Politiker*innen oder Entscheidungsträger*innen, die Teil der Bestrebungen waren. Ebenso wichtig ist die Vernetzung lokaler Akteur*innen und Basisorganisationen, die Konflikttransformation umsetzen.

Ein Thema in der Gruppe von Wolfgang Dörner, der als Referent für Beratungsprozesse in der Kommunalen Konfliktberatung im forumZFD tätig ist, war die Bedeutung des Einbezugs unterschiedlicher kommunaler Entscheidungsträger*innen, um die lokal entwickelten Maßnahmen strukturell und finanziell nachhaltig verankern zu können. Hierbei spielt die Berücksichtigung von Machtverhältnissen zwischen den verschiedenen Akteur*innen auch auf verschiedenen Ebenen z.B. der Verwaltung und deren jeweilige besonderen Interessen eine wichtige Rolle.

Die Bedeutung von Analysen wurde in der von Gregor Maaß, Konfliktberater im forumZFD, moderierten Gruppe diskutiert. Hier wurde deutlich, dass insbesondere systemische Konfliktanalysen nicht einzig das Ziel der Informations- und Datengenerierung verfolgen, sondern auch den wichtigen Aufbau von Vertrauen und Beziehungen mit Menschen vor Ort beinhaltet. Durch das Zurückspiegeln der Analyseerkenntnisse an die Menschen vor Ort werden die Konflikte besprechbar und es können unterschiedliche Narrative beleuchtet und verändert werden, um somit eine gemeinsame Grundlage für wirksame Maßnahmen zu legen.

María Requena López aus der Akademie für Konflikttransformation im forumZFD ermöglichte in ihrer Gruppe einen Erfahrungsaustausch zu Trainings in gewaltfreier Konfliktbearbeitung. Derartige Weiterbildungsformate können „sichere Räume“ für den Austausch unterschiedlicher lokaler Akteur*innen schaffen. Ein auf längeren Zeitraum angelegtes Training kann den Transfer der dort geübten Fähigkeiten in den eigenen Alltag als lokale Akteur*innen und/ oder Friedensfachkräfte ermöglichen.

In der darauffolgenden „stillen Diskussion“ (mittels schriftlichen Kommentaren in einem gemeinsamen Online Tool) zwischen den Teilnehmenden zum „Wie geht es weiter?“ wurde deutlich, dass auch zukünftig der Bedarf nach Foren und Vernetzungen über Landesgrenzen zur gegenseitigen Unterstützung und dem Teilen und Austausch von Erfahrungen und Ansätzen in Konflikttransformation auf kommunaler Ebene besteht. Dazu wurden verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten angesprochen. Eine zukünftige Weiterführung des durch die Konferenz initiierten Austausches bis hin zu Vernetzungen und Kooperationen ist etwas, das auch vonseiten des forumZFD angestrebt wird.

Die Konferenz fand im Rahmen des Projektes „Kommunale Konfliktberatung – Konflikte als Chance für eine nachhaltige Integration“ statt. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds und des Landes Niedersachsen kofinanziert.

© EU/Niedersachsen Sozialministerium/NRW Familienministerium

 

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