Umweltschäden und die menschliche Psyche
In Russeifa blieben viele große Probleme lange ungelöst, wie z. B. das Problem des so genannten Pepsi-Sees, eines großen, mit stehendem Wasser gefüllten Lochs hinter der Pepsi-Cola-Fabrik. Dort sammelte sich das Abwasser vom Spülen der Flaschen aus der Fabrik und verursachte ein Umweltproblem. Vor Kurzem begannen Arbeiten, um dies zu ändern.
Auch eine Hefefabrik leitete ihre Abwässer in den Strom des Wildbachs, der von Amman durch Russeifa und dann nach Zarqa fließt, um schließlich in einen der größten Stauseen Jordaniens, den King Talal-Damm, zu münden. Hinzu kommt die Phosphatfabrik, der zentrale Punkt der Umweltverschmutzung in der Stadt. Wobei Russeifa hauptsächlich erst wegen der alten Phosphatfabrik entstand. Die erste Ansiedlung von Menschen in Russeifa ist auf den Phosphatabbau in diesem Gebiet zurückzuführen. Als die Phosphatfabrik hier errichtet wurde, begannen die Menschen, Häuser zu bauen und mit ihren Familien in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu leben, zusätzlich zu anderen Bevölkerungsgruppen, die die Nähe des Baches nutzten und in der saisonalen Landwirtschaft arbeiteten.
Umweltbelastungen aufgrund von Phosphatabfällen führten zu zahlreichen Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung. Der Pepsi-See und die Hefefabrik verursachten die gleichen Gesundheitsprobleme. "Wir begannen unser Projekt auf der Grundlage dieser Faktoren und bemerkten weitere Risiken, die dazu führten, dass dieses dicht besiedelte Gebiet unter einem enormen psychologischen Druck stand. Hier gibt es Armut, Arbeitslosigkeit, Extremismus, Stress, Drogen und all die anderen Probleme, die eine dicht besiedelte Stadt haben kann", erklärt Projektleiter Wesam Al Mubarak.
"Für die Menschen, die unter all diesen Problemen leiden, ist die Umwelt einfach da. Ihre Erhaltung hat keine Priorität, da die Menschen den Zusammenhang zwischen der Umwelt, den Konflikten in ihrem Leben und den Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit nicht nachvollziehen können", so Wesam. "In unserem Projekt haben wir daher beschlossen, zunächst den Zusammenhang zwischen dem Stress, den sie erleben, und den Umweltproblemen in der Umgebung zu erklären", sagt Wesam und fügt hinzu: "Wir haben versucht, die Jugendlichen aus der Gegend durch zwei Ziele einzubinden: Fürsprache für die Umwelt und psychische Gesundheit für die Umwelt. Im Grunde nennen wir es Umweltstress, aber wir konzentrieren uns mehr auf die psychische Komponente, die psychosoziale Unterstützung und darauf, wie sich der Mangel an Grünflächen und andere Umweltprobleme auf die psychische Gesundheit auswirken."
Junge Menschen bewirken Dialog
Zuerst wurde ein Kernteam von 10 jungen Männern und Frauen der Athar Association ausgebildet. Dabei handelte es sich um eine Grundausbildung in Konfliktsensibilität, Konfliktmanagement, "Do no harm" und Überwachungs- und Bewertungsinstrumenten. Das Kernteam gab dieses Wissen in Workshops zu Konfliktsensibilität und Umweltbewusstsein an ein Team von 50 jungen Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren weiter, die aus Hunderten von Interessierten ausgewählt worden waren. Diese hatten auf eine offene Umfrage geantwortet, die das Projekt unter allen jungen Menschen in allen fünf Bezirken von Russeifa (Rasheed, Prince Talal Housing Project, Awajan, North Mountain und South Mountain) durchgeführt hatte. Außerdem versuchten sie vor Ort, junge Menschen zu erreichen, die sich für die Umwelt interessieren. Wesam war überrascht von der schnellen Reaktion der Jugendlichen und der Regierung.
Um das Bewusstsein für Umweltfragen in Russeifa zu schärfen, drehten die Jugendlichen einen Dokumentarfilm. Der Held des Films ist ein Kind, das in Russeifa lebt, wie es früher aussah, ein Gebiet mit Bauernhöfen, Bäumen und einem Fluss mit sauberem Wasser, das zur Bewässerung genutzt wird. Als aus dem Kind ein junger Mann wird, beschreibt er sein Leid, in einer trockenen Gegend ohne Grünflächen zu leben, ohne Wasser im Fluss, in dem früher die Fische lebten. Der Fluss wurde zu einem verschmutzten, faulig riechenden Bach mit viel Müll an den Ufern des austrocknenden Flussbetts. Er spricht auch über die Krankheiten, die die Bewohner*innen der Stadt heimsuchen, ausgelöst durch die Abfälle der Fabriken, die das Leben im Fluss töten.
In einer Gemeinschaftsinitiative sammelten die Jugendlichen mit einer Umfrage in den Russeifa-Gebieten Fragen zu Themen, die ihre Lebensbedingungen betrafen. Anschließend befragten sie dazu den Bürgermeister und teilten ihm ihre Rolle und ihre Bedürfnisse an die Gemeinde mit. Sie führten mehrere offene Gespräche und eine interessante Dialogsitzung mit dem Bürgermeister durch und diskutierten mit ihm und dem anwesenden Stadtrat viele Fragen, beispielsweise das Fehlen von Müllcontainern in Wohngebieten und deren Vorhandensein nur an öffentlichen Orten wie Schulen, Krankenhäusern und Gesundheitszentren. Im Laufe der Diskussion stellte sich heraus, dass die Stadtverwaltung mehr Geld benötigt, um ihre Pläne für dieses Projekt umzusetzen. Es sei geplant, Container in fünf Straßen und fünf Stadtvierteln zu verteilen, und zwar in Form eines Wettbewerbs zwischen den Regionen um das schönste Viertel, die schönste Straße und die schönste Gegend. Es waren drei Monate vorgesehen, um dieses Experiment zum Erfolg zu führen.
Nach der Dialogsitzung mit den Entscheidungsträgern der Stadt reagierte der Bürgermeister zuerst aggressiv, da die Jugendlichen ihm und dem Stadtrat viele Themen vorgelegt hatten. Er dachte, er tue mit seinen Gremien bereits sein Bestes zum Wohle der Stadt, aber als die Jugendlichen ihn davon überzeugten, dass es sich um eine gemeinsame Verantwortung der Stadt und der Gemeinschaft handelt, begann er, ihre Ideen zu unterstützen.
Er förderte sie direkt und forderte sie auf, soziale Initiativen zu schaffen, die die Stadt unterstützen kann. Dies war ein großer Meilenstein.
Nach dem Dialog zwischen dem Bürgermeister und anderen Akteur*innen in der Stadt einerseits und dem Umweltfriedensprojekt und den geschulten Jugendlichen andererseits, versprach der Bürgermeister, alle Ideen, die von diesen fünfzig Jugendlichen kommen, jederzeit zu übernehmen. Die Stadtverwaltung werde die notwendige Unterstützung leisten, um die Vorschläge der jungen Menschen zum Wohle der Stadt umzusetzen. Ein Beispiel für diese nachhaltige Zusammenarbeit war eine Bitte der Jugendlichen, Hunderte von Bäumen in der Stadt zu pflanzen. Die Stadtverwaltung stellte sie zur Verfügung und ihre Mitarbeitenden halfen bei der Pflanzung und Logistik. Dies war ein direktes und wertvolles Ergebnis der Jugendinitiative im Rahmen des Green-Impact-Projekts, das vom lokalen Partner, der Athar Association, in Zusammenarbeit mit dem forumZFD durchgeführt wurde.
Frieden spenden
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Laufen für den Umweltfrieden im Ökopark
Ein weiteres Projekt im Rahmen der Kooperation war der Umweltmarathon. Diese Aktion zielte darauf ab, eine Generation von Kindern zu sensibilisieren, um das Bewusstsein in den Familien der Stadt zu verbreiten. Dieser Auftrag spielte eine wichtige Rolle bei der Motivation von 150 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 15 Jahren, eine Strecke von einem Kilometer innerhalb des Parks zu laufen. So sollte das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung der Umwelt und des Laufens in einem sauberen Raum innerhalb des Ökoparks geschärft werden. Der Park hatte zuvor eine der größten Umweltherausforderungen der Stadt dargestellt, nämlich das Gebiet "Phosphate Hills", das in einen Erholungsraum für die Bewohner der Stadt umgewandelt worden war.
Am Ende des Marathons erhielten die teilnehmenden Kinder eine Tasche mit Broschüren über den Marathon und die Umwelt, kleine Geschenke und Samen, die sie zu Hause einpflanzen konnten, zusammen mit einer Broschüre, in der das Saatgut und die Pflege der Pflanzen erklärt wurden. Die Lehrerin Nour Hourani drückte die Freude der Kinder über die Teilnahme an einer solchen öffentlichen Veranstaltung aus und betonte, dass sie in ihrer zwanzigjährigen Erfahrung im Bildungsbereich in Russeifa zum ersten Mal eine solche Veranstaltung miterlebt habe. "Ich werde laufen, das wird toll, ich werde in diesem Park frei laufen", freut sich Samer, ein 11-jähriger Schüler, wenige Minuten vor dem Start des Marathons. Maya, eine 12-jährige Schülerin, trinkt zusammen mit drei Klassenkamerad*innen fröhlich ein kostenloses Erfrischungsgetränk und hält Popcorn in der Hand. Sie sagt: "Ich habe Basilikumsamen in dieser Stofftasche, die sie uns gegeben haben, und ich werde sie in unserem kleinen Garten zu Hause einpflanzen, und meine Mutter wird sie lieben."
"Eine der erstaunlichsten Reaktionen auf unser Projekt", sagt Wesam Al-Mubarak, "war, dass wir vor kurzem eine Mitteilung des Bürgermeisters erhielten, dass die Hefefabrik beschlossen hat, den Ökopark in Russeifa zu unterstützen. Unser Projekt war vielleicht nicht das einzige, das diese Veränderung bewirkt hat, aber es hatte auf jeden Fall eine große Wirkung. Sie haben bereits einen Teil der Unterstützung für die Anpflanzung von Bäumen im Park und für die Anschaffung von Kinderschaukeln und anderen Spielgeräten für den Park bereitgestellt.” Der Ökopark wurde im August 2023 auf königliche Initiative auf den Hügeln der alten Phosphatfabrik eröffnet. Die Einrichtung des Parks in Russeifa war eine gute Nachricht für alle Einwohner*innen, denn es war der erste Ort, an dem sie frische Luft atmen konnten. "Wenn es den Willen und das Geld gäbe, könnten wir 40% des Landes der Phosphatgesellschaft in einen sauberen Ort verwandeln", sagt Anas Bele, der Direktor von Athar. "Die königliche Initiative war ein Anfang, aber es muss eine soziale Verantwortung aller Beteiligten geben, um etwas zu bewirken. Jetzt, nur ein Jahr nach dem Erwerb des Geländes, beginnen einige junge Bäume zu grünen. Das ist etwas, das in Russeifa 40 oder 50 Jahre lang verschwunden war.”
Hochwasserschutz gegen Abwasser und Müll
Eine weitere Auswirkung des Drucks, den das Projekt ausübt, ist, dass Bulldozer zum ersten Mal damit begonnen haben, Steine und Abfälle aus dem Flussbett zu räumen. Viele Jahre lang waren die Abfälle der Hefefabrik einer der Hauptfaktoren, die die Wasserqualität des Baches beeinträchtigten, da große Mengen an Abwässern direkt von der Fabrik in den Bach flossen und das Farmland am Ufer beschädigten, was die Bauernhöfe zu einem Gesundheitsrisiko machte. Nach großem öffentlichen Druck der Anwohner wurde die Fabrik gezwungen, das Einleiten von Abwasser in den Bach einzustellen und Teile des Produktionsprozesses nach Ägypten zu verlegen. Der derzeitige Prozess in der Hefefabrik vor Ort ist nicht mehr so schädlich wie in der Vergangenheit.
Eines der größten Probleme, die der Wildbach jedes Jahr verursacht, besteht darin, dass im Laufe des Jahres Müll und alte Abfälle, die beim Bau von Häusern oder bei der Durchführung von Arbeiten anfallen, auf die Straßen oder in die Stadtteile am Rande des Wildbachs geworfen werden. Wenn es im Winter regnet, steigt das Wasser über den Rand des Baches und führt oft zu Überschwemmungen in Häusern in der Nähe. Bisher hat sich die Gemeinde nur auf die Bereiche des Wildbachs konzentriert, um sie vor dem Winter für den Regen vorzubereiten.
Nachdem der Bürgermeister in der Sitzung eine aufgeregte Diskussion mit den Jugendlichen geführt hat, versprach er nun, dass dieses Mal entlang des gesamten Wildbachs gearbeitet wird. Für die Überschwemmungsprobleme ist nicht nur die Stadtverwaltung von Russeifa zuständig, sondern es sind sechs Stellen und Ministerien an der Bewältigung dieses Problems beteiligt, was die Lösung zu einer großen Aufgabe macht, da es sich nicht um eine Einzelentscheidung handelt. Hier zeigt sich, wie wichtig die guten Beziehungen sind, die die Verantwortlichen des forumZFD und der Organisation Athar zu allen betroffenen Stellen aufgebaut haben, um ihre Bemühungen in die richtige Richtung zu lenken. Das forumZFD engagiert sich für die Friedenskonsolidierung in den Gemeinden und orientiert sich an der ökologischen Friedensförderung. Bei den hier geschilderten Aktivitäten handelt es sich um ein Pilotprojekt, das sich mit dem durch Ressourcenknappheit verursachten Stress und den Spannungen sowie der Umwandlung von Ressourcenkonflikten befasst und diese erforscht.