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Ein Jahr danach: Rückblick auf eine erfolgreiche Konferenz

Konfliktsensibler Journalismus auf den Philippinen

Genau ein Jahr ist vergangen seit der internationalen Konferenz zum Thema „Konfliktsensibler Journalismus“ in Davao City auf den Philippinen. Auf der Veranstaltung begegneten sich prominente Vordenker*innen des Konzepts und der Nachwuchs der Medienbranche. Was hat die Konferenz bewirkt? Ein Blick zurück.
Konfliktsensibler Journalismus
© forumZFD

Die Konferenz „Konfliktsensibler Journalismus“ fand im Februar 2020 statt. Die Forschungskonferenz wurde von einem breiten Bündnis* aus Friedensorganisationen, Bildungseinrichtungen und Medienschaffenden ausgerichtet und brachte ganz unterschiedliche Teilnehmende zusammen: von prominenten Vordenker*innen des Konzepts über Lehrkräfte und Wissenschaftler*innen aus Südostasien und Europa bis hin zu hunderten Studierende und angehenden Journalist*innen aus den Philippinen. Ein Jahr später fragen wir: Wie hat sich die Landschaft des konfliktsensiblen Journalismus seitdem verändert? Welche bleibenden Erinnerungen haben die Teilnehmenden von der Konferenz mitgenommen?

Eine Idee schlägt Wurzeln

Konfliktsensibler Journalismus ist ein relativ junges Feld in Wissenschaft und Praxis, das sich jedoch seit 2004 auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen, rasant entwickelt hat. Dies ist vor allem dem Mediennetzwerk „Peace & Conflict Journalism Network“, kurz PECOJON, zu verdanken. Das Netzwerk wurde von Journalist*innen gegründet und ist ein enger Partner des forumZFD auf den Philippinen.

Was sich die Gründer*innen des Netzwerks nicht hätten vorstellen können: Innerhalb weniger Jahre wurde der konfliktsensible Journalismus in Davao City zu einer festen Größe, was 2020 in der weltweit ersten internationalen Forschungskonferenz zu diesem Thema gipfelte. Sigrun Rottman vom Institut für Journalismus an der Technischen Universität Dortmund blickte einige Monate nach ihrem Besuch die Konferenz zurück: „Als ich in Davao war, gab es dort bereits fünf Universitäten, die den konfliktsensiblen Journalismus mit Unterstützung des forumZFD und seiner Partnerorganisationen in ihre Lehrpläne aufgenommen hatten. Und weitere Universitäten sollten noch folgen.“

Sigrun Rottmann (Technische Universität Dortmund) bei ihrem Vortrag auf der Konferenz.

Die Aufnahme des Konzepts in die Lehrpläne der Universitäten war jedoch nicht das einzige Ziel, wie die Media Educators of Mindanao (zu Deutsch: Medien-Lehrkräfte aus Mindanao, kurz MEM) zeigten. Die Initiative möchte Lehrerkräfte und Studierende an das Thema heranführen, um insbesondere die angehenden Journalist*innen für die Rolle der Medien in Konflikten zu sensibilisieren und dadurch die Qualität der Berichterstattung zu erhöhen.

Darüber hinaus steht MEM auch beispielhaft für die Diversität des Organisationsteams der Konferenz, welche verschiedene Aspekte von konfliktsensiblem Journalismus beleuchtete und sowohl nationale als auch internationale Perspektiven zu Wort kommen ließ. Die Konferenz förderte die Zusammenarbeit zwischen einer Vielzahl an unterschiedlichen Organisationen, erinnert sich Dr. Pandeli Pani von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und der Deutschen Welle: „Mit Blick auf die Trainingsangebote im Bereich des konfliktsensiblen Journalismus war es sehr bereichernd, mit einem so vielfältigen Team zusammenzuarbeiten.“

Hinter den Kulissen der Konferenz

Auch hinter den Kulissen hat sich während der monatelangen Vorbereitungen für die Konferenz viel bewegt. In der Planung mussten Konflikte gelöst und Kompromisse gefunden werden, um die große Anzahl an Beteiligten und deren vielfältige Perspektiven auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Nicht immer ein einfacher Prozess angesichts der vielen Ideen und der großen Erwartungen an das Vorhaben. In Momenten der Meinungsverschiedenheiten war es manchmal schwierig, die Hoffnung nicht aufzugeben und das gemeinsame Ziel – die Konferenz – vor Augen zu behalten. Doch die Grundsätze der Friedens- und Konflikttransformation erwiesen sich als verbindendes Element: Die Beteiligten sahen in den Konflikten kein Problem, sondern vielmehr eine Chance. „Wir wandelten unsere Meinungsverschiedenheiten ins Positive um – sie brachten uns sogar einander näher“, erklärt Maya Vandenbroeck, Projektmanagerin des forumZFD auf den Philippinen.

Jetzt können alle Beteiligten auf eine gelungene Konferenz zurückblicken und aus den Erfahrungen lernen. Das Konzept des konfliktsensiblen Journalismus lehrt uns, dass Konflikte immer eine großartige Gelegenheit für positive Veränderungen bieten, wenn konstruktiv mit ihnen umgegangen wird. Dieser Idee folgend organisierte das Team eine Gesprächsrunde zur Reflektion der gemeinsamen Arbeit in den vergangenen Monaten. Es war eine emotionale und manchmal herausfordernde Runde, aber nach zwei Stunden des Sprechens, Zuhörens und Einfühlens wurden sich alle darüber bewusst, dass die vergangenen Konflikte von einem gemeinsamen Ziel geleitet wurden: eine internationale Konferenz erfolgreich zu organisieren.

Ein breites Bündnis mit vielen Beteiligten organisierte die Konferenz.

Die Konferenz bot außerdem eine denkwürdige Gelegenheit, um sich über Lehrmethoden und neue Ideen auszutauschen. Eine wichtige Erkenntnis für die anwesenden Lehrerkräfte war es, dass sie die Studierenden noch stärker auf ihre eigenen Stereotype, Vorurteile und Überzeugungen aufmerksam machen können. Auf diese Weise werden die Nachwuchsjournalist*innen für die Rolle von Medien in Konflikten sensibilisiert und verstehen, welche Wirkung von einer voreingenommenen Berichterstattung ausgeht.

forumZFD fördert junge Journalist*innen

Lehrerkräfte berichteten von zahlreichen Hürden, denen ihre früheren Studierenden bei der Umsetzung von konfliktsensiblem Journalismus in der Praxis begegnet sind. Maya Vandenbroeck betonte zudem: „Auf der Konferenz wurde hervorgehoben, dass es beim Unterrichten von konfliktsensiblem Journalismus nicht nur darum geht, das entsprechende Handwerkszeug zu vermitteln, sondern auch darum, die Studierenden zu ermutigen, ihre Integrität als Journalist*innen zu bewahren, die qualitativ gute Nachrichten produzieren wollen, auch wenn dies schwierig ist.“

In anderen Worten: Es wurde sehr deutlich, dass junge Fachkräfte in der Medienbranche mehr Unterstützung benötigen. Um Möglichkeiten für diese Unterstützung zu erforschen, startete das forumZFD-Projektteam das „Junior Media Project“. Diese Initiative soll den Herausforderungen entgegenwirken, mit denen junge Medienschaffende im Arbeitsalltag konfrontiert sind, und ihnen dabei helfen, die Grundsätze des konfliktsensiblen Journalismus in ihrer Berichterstattung über Konflikte in Mindanao anzuwenden.

Zusammengefasst wird die Konferenz in Erinnerung bleiben als eine bereichernde Erfahrung für alle Beteiligten mit vielen wertvollen Erkenntnissen, aufschlussreichen Einblicken und tieferen Bindungen zu denjenigen, die im Bereich des konfliktsensiblen Journalismus arbeiten. Die Veranstaltung hat nicht nur bei den Teilnehmenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sondern auch bei den Organisator*innen, die sich auf den Philippinen für Frieden einsetzen.

 

Vanessa Kraus-Gräbert (M. A.) hat Politikwissenschaft an der Universität Marburg studiert. In Zusammenarbeit mit dem forumZFD hat sie ihre Masterarbeit über konfliktsensiblen Journalismus auf den Philippinen verfasst.

*Die Konferenz wurde von folgenden Organisationen ausgerichtet: forumZFD, Peace and Conflict Journalism Network (PECOJON), Media Educators of Mindanao Inc. (MEM), und fand statt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, dem Asian Media Information and Communication Centre (AIJC), sowie dem Asian Institute of Journalism and Communication (AMIC). Außerdem waren mehrere Hochschulen aus Davao City an der Organisation der Konferenz beteiligt.

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