Die Abschlussveranstaltung der Ausstellung „Frauen geben Frieden ein Gesicht“ fand Anfang Oktober in der Citykirche Aachen statt. Persönliche Kriegs- und Nachkriegserfahrungen von 20 Friedensaktivistinnen aus allen Teilen Bosnien und Herzegowinas wurden in der Ausstellung dargestellt. Zentral war hierbei die Frage, wie Frauen Krieg, Frieden und Wiederaufbau erleben. Ein letztes Mal hatten Besucher*innen somit die Möglichkeit, Einblicke in die beeindruckenden Lebensgeschichten der Frauen zu erhalten. Im Anschluss an die Besichtigung konnten Anwesende dem spannenden Podiumsgespräch zwischen Oliver Knabe und Duška Borovac zuhören. Moderiert wurde das Gespräch vom pax christi Deutschland-Vorsitzenden Gerold König.
Jener eröffnete das Gespräch, indem er betonte, dass die gesamte Ausstellung ein „großes Zeichen der Wertschätzung“ für die Frauen darstelle. Die Geschichten von Leid und Angst, aber vor allem von großem Mut und Stärke sowie die besondere Rolle von Frauen in Kriegen würden gezeigt und öffentlich wahrgenommen. Eben diese Geschichten – und die durch die Frauen entstandenen Initiativen und Projekte – würden gleichzeitig auch die Hoffnung wecken, dass Versöhnung und Frieden trotz aller Grausamkeiten des Krieges möglich sind.
Im Verlauf des Podiumsgesprächs schilderte Duška Borovac ihre Erfahrungen aus der ökumenischen Friedensarbeit in Kroatien, wo sie bis Juli 1991 lebte. Kurz vor Ausbruch des Krieges floh sie nach Deutschland und widmete sich später der Ausbildung von Friedensfachkräften. Um beim Wiederaufbau zu helfen, ging sie 1998 als Projektleiterin für pax christi nach Bosnien-Herzegowina. Heute bildet sie weiterhin Fachkräfte für die internationale Zusammenarbeit aus.
Auch Oliver Knabe berichtete von seinen beruflichen Auslandserfahrungen im ehemaligen Jugoslawien und in Serbien. Bereits im jungen Alter habe sich bei ihm durch den Kontakt zu Geflüchteten der Wunsch entwickelt, sich für Frieden einzusetzen. Der Einsatz für Frieden sei für ihn „alternativlos“ – jede*r könne etwas dazu beitragen. Dafür müsse man nicht zum Helden werden.
Doch wie können solche Beiträge zum Frieden konkret aussehen? Duška Borovac betonte, dass in der Projektarbeit vor allem die Beteiligung von lokalen Fachkräften und den Menschen vor Ort essentiell sei. Nur so sei sichergestellt, dass die geleistete Arbeit und der Fortschritt nachhaltig sind und die Bemühungen nach Beendigung des Projektes fortgesetzt werden. Als ein Beispiel für gelungene Friedensarbeit nannte sie eine Gruppe junger Frauen, die sich während ihrer Zeit als Projektleiterin in Bosnien und Herzegowina bildete: Die jungen Aktivistinnen, teils aus dem Land, teils aus dem Ausland, waren treibende Kräfte hinter der Friedensarbeit. In wöchentlichen Treffen tauschten sie sich über ihre Projekte aus und gaben einander Schwung – daher auch der Name „Swinging Girls“, den sie sich selbst gaben. Der regelmäßige Austausch half ihnen, mit der großen Arbeitslast umzugehen und das Erlebte zu verarbeiten.
Oliver Knabe machte deutlich, dass das forumZFD als internationale Friedensorganisation stets eng mit lokaler Zivilgesellschaft zusammenarbeite. Bevor die Arbeit in einem neuen Land beginne, sei es eine zentrale Voraussetzung, sich mit lokalen Friedensinitiativen oder Aktivist*innen über die konkreten Bedarfe auszutauschen. Zudem verwies der forumZFD-Vorstand auf die porträtierten Frauen, um zu verdeutlichen, dass Friedensbildung wichtig, aber grundsätzlich keine spezifische Ausbildung notwendig ist, um aktiv zu werden. Am besten lerne man über Frieden und Friedensarbeit, indem man mit anderen Menschen ins Gespräch komme – vor allem auch international. Viel Wissen befinde sich außerhalb von Büchern – durch zwischenmenschlichen Austausch könne dieses „unausgeschöpfte Friedenspotential“ nutzbar gemacht werden.
Zuletzt widmeten sich die Podiumsgäste der Frage, wie Menschenrechte in Nachkriegsgesellschaften gewährleistet werden können. Je besser die Rechtsstaatlichkeit funktioniere, desto besser könnten Menschenrechte gewährleistet werden, so Oliver Knabe. Darüber hinaus komme es natürlich aber auch auf jede*n Einzelne*n und die Zivilgesellschaft an. Knabe appellierte, die Augen offen zu halten und den Mund aufzumachen, wenn Menschen Unrecht getan wird. So könnten und sollten Menschen voneinander Menschenrechte einfordern.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Gerold König herzlich bei den beiden Gästen, den Zuhörer*innen sowie den Organisator*innen der Ausstellung. Zukünftig soll die Ausstellung auch in weiteren Städten Deutschlands gezeigt werden.