Was hat dich dazu bewegt, an unserer Weiterbildung teilzunehmen?
Ich kenne das forumZFD schon lange und habe immer wieder darüber nachgedacht, mich für eine berufsbegleitende Weiterbildung anzumelden. Jetzt, wo ich tatsächlich daran teilnehme, geht für mich wirklich ein Traum in Erfüllung. Gerade in der Jugendarbeit begegnen einem viele Konflikte – z. B. junge Menschen, die mit sich selbst oder der politischen Situation in ihrem Heimatland zu kämpfen haben. Um diese Konflikte besser zu bearbeiten, habe ich mir über die Jahre selbst einiges an Wissen angeeignet. Jetzt freue ich mich, dieses Wissen systematisch zu vertiefen und mich mit anderen auszutauschen, die genauso interessiert sind.
Hattest du während der Weiterbildung bereits bedeutende Aha-Momente?
Ja, auf jeden Fall! Ein großer Aha-Moment war für mich der Wechsel von Konfliktlösung hin zu Konflikttransformation. Es geht nicht immer darum, sofort eine Lösung zu finden, die alle glücklich macht. Manchmal ist es schon ein Fortschritt, die Dynamik eines Konflikts zu verstehen und daran zu arbeiten.
Neben den vielen Analysetools und methodischen Zugängen fand ich auch das Erstellen von Haltungsportfolios sehr spannend. Die Methoden, die wir lernen, funktionieren ja nicht von allein – Frieden schaffen beginnt mit der eigenen Haltung. Es geht darum, sich selbst zu fragen: Wie reagiere ich selbst in Konflikten? Was sind meine Bedürfnisse und Erwartungen? Wie gehe ich mit meinen Emotionen um? Diese Fragen sind in der Ausbildung zentral und helfen, Konflikte reflektierter zu bearbeiten.
Wie hat dir die Arbeit an deiner inneren Haltung konkret geholfen?
Ein wichtiger Punkt ist das Erwartungsmanagement. Wenn man zum Beispiel ein dreijähriges Projekt in einem Konfliktgebiet startet, hofft man oft auf schnelle Erfolge. Aber wie der Soziologe John Paul Lederach sagt, kann man in der Friedensarbeit nicht erwarten, einen Konflikt in drei Jahren zu lösen. Man muss langfristiger denken. Das nimmt den Druck raus und ermöglicht es, den Fokus auf nachhaltige Erfolge zu legen.
In welchen Bereichen kannst du dein neu erworbenes Wissen praktisch anwenden?
Zum Beispiel in der Unterstützung von YMCAs in Konflikt- und Spannungsregionen, insbesondere im Bereich mentale Gesundheit und Resilienzaufbau. Dabei fokussieren wir uns auf junge Menschen und Mitarbeitende, die an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Das Wissen, das ich in der Weiterbildung erworben habe, hilft mir hier sehr.
Darüber hinaus sind wir als globale Organisation, sie seit 1855 besteht, auch von kolonialen Denkmustern nicht befreit, die sich auf unser heutiges Miteinander auswirken. Durch die Reflexionen während der Weiterbildung habe ich gelernt, diese Aspekte in meiner Arbeit sichtbarer zu machen und dazu beitragen, dass Veränderungen angestoßen werden. Es gibt also zwei Ebenen, auf denen ich das neue Wissen anwenden kann: Einerseits auf der Projektebene und andererseits im internen Umgang miteinander.
Wie hat die Weiterbildung deinen Blick auf Konflikte verändert?
Ich sehe Konflikte jetzt differenzierter. Sie sind nicht nur etwas, das man vermeiden sollte, sondern auch eine Chance, neue Themen anzugehen und Transformationsansätze zu finden, die man vorher vielleicht nicht gesehen hat. Diese neue Sichtweise hilft mir, nicht sofort auf die Lösung des Konflikts zu drängen, sondern die dahinterliegenden Dynamiken in der Projektentwicklung besser in den Blick zu nehmen.
Berufsbegleitende Weiterbildung der Akademie
Unsere Akademie für Konflikttransformation bietet jedes Jahr eine berufsbegleitende Weiterbildung über zehn Monate an. Die Weiterbildung richtet sich an alle Interessierte, die bereits Berufserfahrung unabhängig ihrer bisherigen Berufe sammeln konnten und ist damit auch für Quereinsteiger*innen geeignet.