Fachkräfte wie Ada Hakobyan in Odessa. Sie selbst hat als Kind den Krieg erlebt und setzt sich heute in der Ukraine dafür ein, dass die Menschen ihr kollektives Kriegstrauma aufarbeiten können. Sie gibt dort Resilienztrainings und erarbeitet mit den Menschen vor Ort Strategien, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Ada versteht ihre Aufgabe darin, „eine Beziehung mit den Partner*innen aufzubauen, um gemeinsam etwas Neues zu entwickeln, das genau das Richtige für den gegebenen Kontext ist“. Denn nur so ist Entwicklungszusammenarbeit erfolgreich.
Echte Zukunftsperspektiven gibt es nur dort, wo es Frieden gibt. Und wo Menschen eine Alternative zur Gewalt sehen. Deshalb baut Moctar Kamara in Malis Schulen sogenannte Peace Clubs auf. Dort lernen die Schüler*innen, mit Frustration und Konflikten gewaltfrei umzugehen, über ihre Probleme zu reden und sich Hilfe zu suchen, Extremismus zu erkennen und ihm entgegenzuwirken. Dadurch konnte der Drogenkonsum und die Gewalt in den Partnerschulen deutlich reduziert werden. Weil die Schüler*innen sich gegenseitig unterstützen, entsteht mehr sozialer Zusammenhalt. Der ist besonders wichtig für Menschen, denen es an wesentlichen materiellen Ressourcen mangelt. An Zugang zu sauberem Wasser und an Nahrungsmitteln. So gelingt es, gemeinsam mit den Partnerorganisationen vor Ort, eine gute soziale Grundlage zu schaffen für die Generation, die zukünftig das Land regieren wird.
In Kenia entstehen viele der Konflikte aufgrund des Klimawandels und des dadurch entstandenen Wassermangels, also aus der Not der Menschen heraus. Deshalb setzt sich Simon Fischer in Nanyuki dafür ein, Aufklärungsarbeit zu leisten und Konflikten vorzubeugen. Dabei ist er mit den Partnerorganisationen vor Ort sehr kreativ geworden. Fünf Tage lang war eine „Kamel-Karawane“ entlang des austrocknenden Flusses Ewaso Ng’iro unterwegs, um Menschen dafür zu sensibilisieren, wie das Austrocknen noch zu verhindern ist. Das Ergebnis solcher Projekte: der Fluss konnte gerettet werden und in der Region gibt es kaum noch bewaffnete Angriffe und Viehdiebställe. Zudem entstehen Freundschaften zwischen zuvor befeindeten ethnischen Gruppen, welche ebenfalls friedensfördernd wirken.
Was Ada, Moctar und Simon antreibt, ist mehr als ihr Engagement für den Frieden und die weltweite Entwicklung. Es ist ihre Grundüberzeugung, dass wir die drängendsten Probleme unseres Planeten und der Weltgemeinschaft nur gemeinsam lösen können. Als Menschen aus dem Globalen Süden und dem Globalen Norden, die gemeinsam miteinander und voneinander lernen.
Und 25 Jahre sind nur der Anfang. Denn die globalen Herausforderungen werden nicht weniger, sondern mehr. Damit die Weltgemeinschaft dennoch ihr Versprechen der Agenda 2030 einlösen kann, braucht es noch mehr Engagement und Kooperation.
Alle Stakeholder aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus Nord und Süd müssen eng und konstruktiv zusammenarbeiten. Es braucht pragmatische und langfristig wirkende Konzepte aus den Federn der Betroffenen. Es braucht einen einfachen Zugang zu Mitteln gegen Hunger, Armut und Klimaschäden. Und eine gerechte Verteilung der Verantwortung und Risiken, die mit den umfassenden Veränderungsprozessen einhergehen. Die Weltgemeinschaft kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir gemeinsam an einem Tisch sitzen, an dem jede Stimme zählt und jede*r mitentscheiden kann.
Einen solchen Tisch haben mein Ministerium und unsere Partner*innen mit der Hamburg Sustainability Conference geschaffen, die Anfang Oktober in Hamburg stattfand. Dort trafen sich Entscheider*innen aus der ganzen Welt – aus Regierungen, multilateralen Institutionen, Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Gemeinsam haben sie Lösungen entwickelt und das Potential der Privatwirtschaft für Transformation aktiviert. Die HSC ist damit ein Beschleunigungsmotor, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Solche partnerschaftlichen Begegnungen haben die Chance, Vertrauen zu schaffen. Die zivilen Friedensdienstleistenden wissen dies und nutzen dieses Wissen, um so zwischen unterschiedlichen Positionen zu vermitteln. Denn ihre Expertise aus 25 Jahren internationaler Entwicklungszusammenarbeit ist es, die Politik und Wirtschaft in gute Strategien für eine langfristig tragfähige Entwicklung übersetzen zu können.
Damit wir in 25 Jahren als Weltgemeinschaft sagen können: Wir haben das Ruder gemeinsam herumgerissen!
Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
25 Jahre Ziviler Friedensdienst
Zum 25-jährigen Bestehen des Zivilen Friedensdienstes gab es am 5.11.2024 eine Pressekonferenz in Berlin, u.a. mit Alexander Mauz, Vorstandsvorsitzender des forumZFD und Sprecher des Konsortiums Ziviler Friedensdienst. Mehr dazu in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Zivilen Friedensdienstes: