Das Forum Ziviler Friedensdienst, das Bündnis Kommunale Nachhaltigkeit Köln und die KölnAgenda hatten zu dem Diskussionsabend eingeladen. Hintergrund war die zeitgleich stattfindende Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York, bei der die Weltgemeinschaft Bilanz zog zur Umsetzung der sogenannten Agenda 2030. Diese beinhaltet 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, zu deren Umsetzung sich die Staaten bis zum Jahr 2030 verpflichtet haben.
Auch die deutsche Bundesregierung hat eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit vorgelegt. Jährlich bewerten zivilgesellschaftliche Organisationen die Umsetzung der selbstgesteckten Ziele. Der diesjährige Bericht zeige, wie groß der Handlungsbedarf sei, betonte Moderator Oliver Knabe, Vorstandsvorsitzender des forumZFD, zu Beginn der Veranstaltung: „Die Zivilgesellschaft ist in Bewegung – jetzt ist die Politik am Zug.“
„Das Tempo reicht nicht“
Die 17 Ziele der Agenda 2030 decken eine große thematische Bandbreite ab, von Armutsbekämpfung über Bildung, Gesundheitsversorgung und Klimaschutz bis hin zur Friedensförderung. Dr. Srinivasa Reddy Srigiri, der am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik zu den globalen Nachhaltigkeitszielen forscht, zog eine gemischte Bilanz: „Es gibt positive Trends in einigen Bereichen wie bei der Energie und der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Aber der Teufel steckt im Detail und das Tempo reicht nicht, um alle Ziele bis 2030 umzusetzen. In manchen Bereichen gibt es sogar Rückschritte, etwa beim Kampf gegen den Hunger.“
Der Journalist Marc Engelhardt, der am zivilgesellschaftlichen Bericht zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik mitgewirkt hat, unterstrich die Bedeutung von Frieden für den Gesamterfolg der Agenda 2030: „Beim Ziel ‚Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen‘ ist die Weltgemeinschaft nicht auf Kurs. Wir beobachten aktuell, wie alte Kriege weiter schwelen und neue Konflikte entstehen. Ohne konkrete Erfolge in diesem Bereich können wir auch die anderen globalen Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.“
Viele Kommunen sind sehr engagiert
Positive Signale gibt es aus den Kommunen: Marie Halbach von RENN.west (Regionale Netzstelle Nachhaltigkeit West) berichtete, dass viele Städte und Gemeinden bereits sehr engagiert an der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele arbeiteten. Obwohl das Thema noch nicht in allen Verwaltungen gleichermaßen angekommen sei, hätten viele Kommunen bereits langfristige Strategien entwickelt, so Halbach.
Die Expertin kritisierte jedoch die „komplizierte und völlig zersplitterte Förderlandschaft“, die den Kommunen die Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten erschwere. „Die Vergabe von Fördermitteln muss viel stärker an den globalen Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet werden“, forderte Halbach.
Das Publikum in Köln verfolgte die angeregte Debatte mit großem Interesse und einigem Erkenntnisgewinn, wie eine Zuhörerin in der anschließenden Fragerunde anmerkte: „Wie kann es ein, dass wir Bürgerinnen und Bürger so wenig von der Agenda 2030 mitbekommen? Ich würde mir wünschen, dass das in der Öffentlichkeit viel mehr thematisiert würde.“
Auch die Podiumsgäste waren sich einig, dass die globalen Nachhaltigkeitsziele breiter diskutiert werden sollten. Schließlich spiele die Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle für den Gesamterfolg. „Die Agenda 2030 bietet ein umfassendes Rahmenwerk, in dem sich Akteure aus ganz unterschiedlichen Themenbereichen vernetzen können“, so Marie Halbach von RENN.west. „Wenn bei den globalen Klimademos Umweltaktivisten gemeinsam mit Sozialverbänden, Kirchen und Gewerkschaften für mehr Nachhaltigkeit auf die Straße gehen, ist das ein hoffnungsvolles Zeichen. Die Zivilgesellschaft muss noch viel mehr bohren, damit die globalen Nachhaltigkeitsziele tatsächlich umgesetzt werden.“
Die Veranstaltung wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von Engagement Global, der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen sowie Brot für die Welt: