Traditionell am Antikriegstag wurde am gestrigen Sonntagabend der Aachener Friedenspreis verliehen. Ausgezeichnet wurden dabei zwei Initiativen, die sich gegen Nationalismus, Rechtsextremismus, Feindbilder und Ressentiments einsetzen. Angesichts der am selben Tag stattgefundenen Landtagswahlen von Sachsen und Thüringen, bei denen die AfD jeweils über 30 Prozent der Wählerstimmen holte, setzten die Veranstalter*innen damit ein wichtiges Zeichen gegen den Rechtsruck.
In seiner Laudatio ging Journalist und Aktivist Arne Semsrott auf die Ergebnisse der Landtagswahlen ein und betonte die Wichtigkeit der ausgezeichneten Initiativen: „Heute ist Friedenstag, heute ist der 85. Jahrestag des Überfalls Deutschlands auf Polen, und heute ist Tag der Landtagswahlen in Sachsen in Thüringen, bei der die Faschisten jeweils ein Drittel der Stimmen bekommen haben. Die Zeiten sind düster. Wir sind in einer Zeit der autoritären Wende, die teilweise hier und da schon vollzogen ist, oder versucht wird. Ich glaube, dass ein Gefühl der Verzweiflung durchaus angebracht ist, aber wir zeichnen hier heute zwei Initiativen aus, die gegen diese Verzweiflung arbeiten, die uns allen Handlungsoptionen bieten, die Möglichkeiten aufzeigen, wie wir uns den Faschisten entgegenstellen und wie wir für Demokratie und Rechtsstaat einstehen können.“
Serbiens Zivilgesellschaft unter Druck
Die Würdigung der YIHR ist nicht nur eine Anerkennung ihrer bisherigen Arbeit, sondern auch ein bedeutendes Signal in einer Zeit, in der die Zivilgesellschaft Serbiens zunehmend unter Druck gerät – wie das kürzliche Verbot des Kulturfestivals „Mirëdita, Dobar Dan!“ in Belgrad zeigt.
Die YIHR organisiert seit über 20 Jahren Austauschprogramme für Jugendliche aus Serbien, Kroatien, Montenegro, dem Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, einander über nationale Grenzen hinweg zu begegnen. Ziel ist es, den Dialog zu fördern und die Demokratie in einer Region zu stärken, die noch immer unter den Folgen der Balkankriege leidet. Genau hierfür erhielt sie nun den mit 2.000 € dotierten Preis, wie Lea Heuser, Pressesprecherin des Aachener Friedenspreises, bei der Preisverleihung betont: „Die Youth Initiative setzt sich dafür ein, Jugendliche und junge Menschen, die die Kriege der 90er-Jahre gar nicht erlebt haben und gar nicht wissen, woher dieser ganze Hass kommt, aufzuklären und in den Dialog zu bringen und den Leuten zu zeigen, dass wir Frieden nur schaffen können, wenn wir miteinander sprechen. Und wenn wir uns nicht gegenseitig ablehnen und von Grund auf das Gespräch schon ablehnen. Das machen sie mit so vielen verschiedenen Methoden und Mitteln und werden dafür so hart angegangen von Hooligans, von der Regierung, von eigentlich allen Seiten. Es ist so wichtig, dass diese Arbeit getan wird.“
Engagement für eine friedlichere Zukunft
In vielen Teilen der Region, insbesondere in Serbien, wird die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bewusst unterdrückt. Junge Menschen wachsen häufig ohne Wissen über die Kriegsverbrechen der 1990er Jahre auf. Sofija Todorović, Programmdirektorin der YIHR, erklärt: „Wir glauben, dass die Demokratie in jedem einzelnen Land des westlichen Balkans ohne eine Aufarbeitung der Vergangenheit unvollkommen ist.“ Gemeinsam mit dem forumZFD organisiert die YIHR deshalb mehrere Projekte zur Vergangenheitsbewältigung.
Video der Preisverleihung
Die Verleihung des Aachener Friedenspreises wurde aufgezeichnet und kann über folgenden Link nachträglich angeschaut werden: https://www.youtube.com/watch?v=ShRIG4KWq2I